6. Dezember 2015

Kalte Füße

Ein philosophischer Eintrag der Bauherrin.


Liebe Leserschaft!

Ich wünsche einen besinnlichen 2. Advent und einen fleißigen Nikolaus gehabt zu haben!

Das Klima wird kühler und gleichzeitig auch unsere Füße. Die meines Mannes und unserer wunderbaren Helferschar (Vielen Dank!!! :-)) vorrangig bei der Erledigung unserer Eigenleistungen. So musste beispielsweise ein knapp 30 Meter langer Graben gebuddelt werden, um Wasserrohre und diverse Kabel zu verlegen. Und so warm es im Herbst noch war, so kühl war es knapp 1,20m unter der Erde dann doch. Man fühlte sich nach einer Weile wie ein Totengräber, Schaufel um Schaufel Erde aushebend. Und dazu noch der Frust, dass man am Ende so rein gar nix sieht. Graben auf, Rohre und Kabel rein, Graben zu.

Manchmal befürchte ich, im Zuge unseres Hausbaus eine bipolare Störung zu entwickeln. So manisch-depressiv-mäßig. Dann kommt eins auf's andere und schon frag ich mich, was wir hier eigentlich machen. Ins Nichts ziehen. Keine Musikschule für die Kinder um die Ecke. Keine Volkshochschule. Keine fußläufige Einkaufsmöglichkeit. Ach, überhaupt, die Kinder! Schlechte Bildungsinfrastruktur (die Entscheidung, wo das große Baukind 2016 eingeschult werden soll, ist bisher eine einzige Katastrophe), kein Wegkommen ohne Elterntaxi. Die Kinderzimmer? Zu dunkel! Die Nachbarn? Hellhörig! Man müsse aufpassen, was man hier sagt, das verbreite sich sehr schnell - wurde mir erst vorletzte Woche ans Herz gelegt. Und unsere wunderbare Wohnung erst! So toller Schnitt, so tolle Gegend, so tolle Erinnerungen. Ausgewählt im Wissen, dass wir eine Familie gründen wollen.
Das sind die schlechten Tage.

 
Das letzte Mal goldenen Herbst vom Kinderzimmerfenster aus genießen.

Wir räumen Umzugskartons. Mit einer gewissen Genugtuung bemerke ich, wie wenig wir eigentlich besitzen. Es ist nicht viel, was wir packen müssen. Nicht, dass das auch nur einem einzigen Besucher auffallen würde. Unsere Wohnung ist eine Chaosbude, hier liegt ständig irgendwas rum. Nur unsere Schränke, die sind standardmäßig mindestens halb- bis dreiviertelleer. Da dort aber kein Besucher reinschaut, kommt es wahrscheinlich allen so vor, als wäre hier immer alles vermüllt. Wir packen also unseren Kram. Welcher Hund hat eigentlich vor kurzem in den Hausflur unseres Mehrfamilienmietshauses gepinkelt? Vielleicht der gleiche, der wenige Wochen zuvor in den Aufzug gepinkelt hat. Roch schlecht. Mal was anderes als der typische Zigarettenqualm, den der Hausmeister produziert, weil er seine Zigarette schon im Fahrstuhl anzündet. Der Weg vom 4. OG bis nach draußen ist einfach zu weit. Die Nachbarn unter uns rauchen auch. Und arbeiten von zu Hause aus. Alle 20 Minuten Qualm, ein ordentliches Lüften für nervige Nichtraucher wie mich unmöglich. Ihre Geräusche teilen sie unabsichtlich ebenfalls mit uns, weil unsere tolle Wohnung einen komischen Schacht hat, der direkt durchs Kinderzimmer verläuft und jeden etwas lauteren Ton der Nachbarn 1:1 zu uns überträgt. Einmal hatten wir Nachbarn, die drei- bis viermal täglich pornomäßigen Sex hatten und wir haben alles gehört als stünden wir direkt daneben. Ich suche noch heute ein Wort für akustischen Voyeurismus. Überhaupt, unsere tolle Wohnung. Momentan haben wir mal wieder Schimmel und bei 0°C Außentemperatur ca. 50cm Wasser an der Scheibe, wenn wir morgens aufstehen. Jeder hat das hier in der Siedlung. Unser Vermieter sagt, dass wir Mieter Schuld wären und alle falsch lüften würden. Würde jemand sagen, dass unser Haus bezugsfertig ist, ich würde innerhalb von 2 Stunden einen kompletten Umzug organisieren und hier weg sein.
Das sind die guten Tage.

Unser Haus im ersten Schnee der Saison - Ich bin getröstet! :-)
Die guten Tage stehen im Verhältnis 10:1 zu den schlechten Tagen. Wenn man die psychologische Regel bedenkt, dass auf ein negatives Ereignis fünf positive als Ausgleich folgen müssen, so überwiegt das Positive bei mir glücklicherweise noch recht deutlich. Genau genommen habe ich momentan wieder eine manische Phase, die schon eine Weile anhält.

Die Umzugskartons gehen uns aus. Ist irgendwie doch mehr Kram als gedacht. Aber immerhin ist bereits der erste Schrank abmontiert worden. Es geht voran! Auch in unserem Haus. Dort allerdings mit einiger Verzögerung.

Die Fußbodenheizung wird vorbereitet.






Anschließend folgt der Estrich.

Im Moment trocknen Innenputz sowie Estrich und die Elektriker machen die Endverkabelung. Am 02. Dezember wurde angeheizt. Dazu gibt es aber einen separaten Blogeintrag, genauso zu den aktuellen Problemen und Terminverzögerungen.

Bis dahin eine schöne Adventszeit und stets warme Füße!

Die Bauherrin